„Davon halte ich nichts“, sagt der Gemündener Allgemeinarzt Helmut Aulbach zum esoterischen Hintergrund der Behandlungen, die Anni Sira anbietet. Aber generell glaubt er, dass die Heilerin durch „psychologische Effekte“ helfen kann. Womöglich könne sie sich besonders gut einfühlen und dafür empfängliche Leute fühlten sich bei ihr gut aufgehoben und wohl. Eine positive Stimmung wirke sich nun mal medizinisch aus.
Er habe die Erfahrung gemacht, dass Berührungen sehr wichtig sind. Zwar sei bei Sira wohl auch „viel Placeboeffekt“ dabei, aber man könne eben nicht immer alles erklären, Liebe und Sympathie etwa. „Alles, was hilft, ist erlaubt“, ist Aulbachs Fazit.
„Wenn es hilft, dann sind es Placeboeffekte, das ist bekannt“, erklärt der Würzburger Professor Rainer Wolf die Erfolge von Siras Behandlungen. Wolf sitzt seit 1999 im Vorstand und Wissenschaftsrat der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, die sich „Die Skeptiker“ nennt.
Ein simpler Nachweis
„Es lässt sich ganz simpel nachweisen, dass nichts dahinter steckt“, sagt der Biologe, der lange an der Universität Würzburg forschte und lehrte. Man müsse dem Patienten bei Fernbehandlungen lediglich sagen, dass sich um eine bestimmte Uhrzeit eine bekannte Heilerin auf ihn konzentrieren werde, während die Heilerin gar nichts davon wisse. Dem Patienten werde es wegen des Placeboeffekts hinterher sicher besser gehen, obwohl gar nichts geschehen sei, einfach weil er eine Heilung erwarte.
Der Versuch lasse sich auch umdrehen, indem man einer Heilerin sagt, dass ein Patient um eine bestimmte Uhrzeit auf eine Behandlung warte, während der Patient davon in Wahrheit nichts wisse. Wenn man nach den Anstrengungen der Heilerin den Patienten frage, ob er zu der bestimmten Uhrzeit etwas gemerkt habe, werde der sicherlich mit Nein antworten.
Auf dieselbe Weise lasse sich auch die „Quacksalberei“ Homöopathie entlarven, sagt Wolf. „Das lässt sich wissenschaftlich überprüfen.“ Unwissenschaftlich wäre es jedoch, Vorurteile zu haben und Dinge zwischen Himmel und Erde von vorneherein auszuschließen und zu sagen, dass da nichts dran ist. Man müsse sehen, ob Phänomene einer wissenschaftlichen Überprüfung standhielten – was Energieheilung und Homöopathie eben nicht täten, genauso wenig wie Astrologie.
Ernst genommen werden
Dass es Effekte, also Heilerfolge damit geben kann, bestreitet Wolf nicht. Aber: „Psychologie ist der einzige Faktor, der dabei eine Rolle spielt.“ Dazu gehöre die Erwartung, geheilt zu werden, genauso wie eine entspannte Atmosphäre und das Gefühl, ernst genommen zu werden.