ADHS bei Erwachsenen: das unterschätzte Problem!

Von Alexander Oberwald aus der Redaktion Psychologie aktuell.

Wenn von Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätsstörung (kurz: ADHS) gesprochen wird, denkt jeder sofort an eine "Kinderkrankheit". Doch weit gefehlt! ADHS wächst sich oft nicht einfach aus, sondern begleitet die Betroffenen bis ins Erwachsenenalter. Bei manchen wird sogar erst dann die richtige Diagnose gestellt.

Erwachsenen-ADHS ist schwer zu erkennen!

Bei erwachsenen ADHS-Patienten gibt es ein Problem: die Symptome sind deutlich schwerer zu erkennen, weil bei ihnen durch Lernerfahrungen und die Ausreifung der Selbstkontrolle die Symptome verdeckt sind oder gar "verschoben", also diffuser.

2015-11-12-1447332656-6784274-Facebook2.jpg

Weil einige dieser Symptome auch bei sonstigen psychischen Störungen vorkommen, wird Erwachsenen-ADHS häufig mit anderen psychischen Erkrankungen verwechselt. Dennoch sind die Folgen bei Erwachsenen nicht weniger dramatisch als bei jugendlichen Patienten. Erwachsene Betroffene sehen sich beruflich wie auch privat oft großen Problemen gegenüber.

ADS häufiger als ADHS?

ADHS gibt es auch als reine ADS, also ohne einen "hyperaktiven" Symptomteil. Diese Form, also ADS, ist bei Erwachsenen sogar viel häufiger anzutreffen als die ADHS-Form, die im Kindesalter dominiert. Auch hierbei liegt der Grund in der beim Erwachsenen besser ausgereiften Impulskontrolle. An sich ist das eine gute Sache, aber es erschwert die Diagnose ungemein.

ADHS/ADS ist anstrengend!

ADS erzeugt erhebliche Schwierigkeiten, sich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren, was in Schule und Berufsleben gleichermaßen schlecht ist. Zudem haben Menschen mit ADHS/ADS, gleich welchen Alters, große Probleme, ihre Gefühle einzuhegen. Reizbarkeit und Wutausbrüche sind durchaus die Folge davon, was bei Erwachsenen potentiell größere soziale Konsequenzen hat.

Das Hauptproblem von ADHS/ADS im Erwachsenenalter ist jedoch ein unorganisierter Alltag, eine häufige Unpünktlichkeit, Terminchaos und das Vergessen von wichtigen Aufgaben. Bei Kindern fängt die Familie dieses Defizite auf, Erwachsene Patienten müssen damit alleine klarkommen.

Vorsicht Falle!

Gerade bei erwachsenen Patienten wird ADHS/ADS fast regelhaft übersehen! Zu den psychischen Erkrankungen, mit denen ADHS leicht verwechselt werden kann, zählen Depression, Burn-out, Persönlichkeitsstörungen, Ängste und Süchte.

Auch die Folgen von Kindheitstraumata können sich beim Erwachsenen ähnlich darstellen wie eine ADHS/ADS-Erkrankung. Beim Verdacht auf ADHS sollten sich Erwachsene daher nur an die wenigen Schwerpunktpraxen wenden, welche sich auf diese Störung bei Menschen nach Abschluss der Pubertät spezialisiert haben. Davon gibt es wenige, der Weg dorthin mag weit sein, aber es ist lohnend. Denn dort ist die Gefahr eines Übersehens der Störung deutlich geringer.

Interesse an Psychologie? Besuchen Sie unseren Redaktions-Blog!

Sie messen es an der Netzhaut: Wissenschaftler können ADHS an den Augen ablesen

Lesenswert:

Ihr habt auch ein spannendes Thema?

Die Huffington Post ist eine Debattenplattform für alle Perspektiven. Wenn ihr die Diskussion zu politischen oder gesellschaftlichen Themen vorantreiben wollt, schickt eure Idee an unser Blogteam unter
blog@huffingtonpost.de
.

Hier geht es zurück zur Startseite

Open bundled references in tabs:

Leave a Reply