Mit einem großen Maß an Wertschätzung, tiefer Verbundenheit und Herzlichkeit hat die Hausgemeinschaft des Antonia-Werr-Zentrums in St. Ludwig ihren psychologischen Fachdienstleiter Alois Schöberl nach 34 Jahren als Therapeut und Berater verabschiedet. Er geht in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.
„Verloren geht nichts von dem, was wir tun, es wird seine wahren Früchte tragen.“ Dieses Zitat von Antonia Werr wählte Schwester Agnella Kestler, Leiterin des Antonia-Werr-Zentrums, für die Verabschiedungsfeier. Er war 1978 als Psychologe an das damalige Mädchenheim gekommen und hat dessen Entwicklung zum heutigen heilpädagogisch-therapeutischen Jugendhilfezentrum maßgeblich mitgestaltet.
Schöberl habe dem damaligen Mädchenheim Struktur im Beratungssystem gegeben, sich dem Wandel in der Heimerziehung gestellt, blickte Schwester Agnella zurück. Der Umbau und die Generalsanierung des Mädchenheimes begann 1997. Sechs Jahre später feierte man Einweihung und die Umbenennung des heutigen Antonia-Werr-Zentrums.
Heute werden rund 60 benachteiligte Mädchen und junge Frauen stationär in acht Wohngruppen betreut, darunter eine Mutter-Kind-Gruppe. Intern gibt es eine Schule zur Erziehungshilfe und Berufsausbildung, eine Außenwohngruppe in Würzburg, die Inobhutnahmestelle für Mädchen und zahlreiche ambulante Betreuungen im Raum Schweinfurt, Kitzingen und Würzburg.
Alleine 1289 Mädchen und junge Frauen wurden während der vergangenen 34 Jahre stationär aufgenommen und, wo nötig, von Schöberl therapeutisch betreut, blickte Schwester Agnella zurück. Der Ausbau des Fachdienstes sei Schöberl ein großes Anliegen gewesen, da der Bedarf bei den Jugendlichen immer größer wurde und eine Zusammenarbeit mit Fachkliniken nötig machte. Er war Koordinator zwischen Wohngruppen, Schule, Ausbildung und übergreifenden heilpädagogischen Angeboten, wie der Reittherapie, die er neu einführte.
Dem heute 61-Jährigen, der Theologie und Psychologie studiert hat, war die Integration in die Region und die Vertretung des Antonia-Werr-Zentrums in Gremien im Landkreis Schweinfurt und in Unterfranken wichtig. Mehr Menschlichkeit und Schutz vor Gewalt lagen ihm am Herzen. Schöberl war Gründungsmitglied des Vereins Männer contra Gewalt, ist seit Jahren dessen Vorsitzender. Als Mitglied des Interventionsprojektes gegen häusliche Gewalt in Schweinfurt half er bei der Vernetzung der Dienste und Behörden.
Schöberl setzte sich ein für den Ausbau der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung mit dem Erfolg, dass eine Klinik 2006 in Schweinfurt eingerichtet wurde.