24.07.2013 - (idw) Universitt Ulm
Im Forschungszentrum fr kooperative, hochautomatisierte Fahrerassistenzsysteme und Fahrfunktionen wollen Ulmer Wissenschaftler aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik und Psychologie automatisierte Fahrzeuge entwickeln, die sich ganz ohne Fahrereingriff sicher durch den Straenverkehr bewegen. Die Autos sollen sogar untereinander und mit ihrer Umwelt kommunizieren. Jetzt hat die Carl-Zeiss-Stiftung zugesagt, das Forschungszentrum in den kommenden vier Jahren mit 750 000 Euro zu untersttzen (Programms zur Strkung von Forschungsstrukturen an Universitten).
Abstandswarnsysteme, Brems- und Parkassistenten finden sich schon heute in vielen Serienfahrzeugen allerdings erleichtern sie nur bestimmte Situationen im Straenverkehr. Im Forschungszentrum fr kooperative, hochautomatisierte Fahrerassistenzsysteme und Fahrfunktionen (F3) wollen Ulmer Wissenschaftler aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik und Psychologie diese Technologien erweitern und letztlich automatisierte Fahrzeuge entwickeln, die sich ganz ohne Fahrereingriff sicher und effizient durch den Straenverkehr bewegen. Diese intelligenten Automobile sollen sogar untereinander und mit ihrer Umwelt kommunizieren knnen und sich individuell auf den jeweiligen Fahrer einstellen. Die Forschungsvision der Wissenschaftler um Professor Klaus Dietmayer, Direktor des Instituts fr Mess-, Regel- und Mikrotechnik, hat die Carl-Zeiss-Stiftung berzeugt: In den kommenden vier Jahren wird sie die Einrichtung des Zentrums mit 750 000 Euro untersttzen. Die Frderung erfolgt im Rahmen des Programms zur Strkung von Forschungsstrukturen an Universitten 2013.
Mit dem Zentrum F3 wird in Ulm eine bundesweit einzigartige Struktur fr die anwendungsnahe Grundlagenforschung im Bereich des automatisierten Fahrens geschaffen. Professor Klaus Dietmayer, Sprecher des Zentrums, erklrt die Hintergrnde: Die Zahl der Verkehrstoten ist seit einigen Jahren rcklufig auch dank verbesserter Fahrerassistenzsysteme. Analysen schwerer Unflle zeigen jedoch, dass weiter optimierte Assistenzsysteme und insbesondere das hochautomatisierte Fahren die Unfallzahlen weiter senken knnten. Solche selbst steuernden Fahrzeuge wrden zudem lteren Menschen helfen, trotz altersbedingter Einschrnkungen lnger mobil zu bleiben. Dazu kommt der Wunsch vieler Autofahrer nach Komfort: Vermutlich wrden sich viele Fahrer gern von ihrem intelligenten Fahrzeug zum Arbeitsplatz chauffieren lassen. Bei diesen Routinefahrten, hufig im zh flieenden Verkehr, knnten sie zum Beispiel E-Mails lesen. Autos, die untereinander sowie mit der Verkehrsinfrastruktur vernetzt sind, tragen womglich zu einer effizienteren Nutzung des Straennetzes bei. Sie bruchten weniger Treibstoff, wrden also weniger Kohlenstoffdioxid ausstoen.
Und so knnten die technischen Rahmenbedingungen der (hoch-)automatisierten Fahrzeuge aussehen: Sensoren senden die ntigen Umweltinformationen an das Auto. Dann analysieren integrierte Mini-Computer die Daten, vergleichen sie mit der eigenen Wahrnehmung durch bordeigene Sensoren, planen die nchsten Manver und steuern Bremse, Gas und Lenkrad an. ber Funkmodule knnen die Autos untereinander beziehungsweise mit ihrer Umgebung kommunizieren und nahende Fahrzeuge zum Beispiel vor Staus oder Baustellen warnen. Multimodale Bedienkonzepte im Auto erlauben die flexible Interaktion mit dem Fahrer.
Als Werkstatt und Labor fr diese Zukunftsmobile bietet die Universitt Ulm beste Bedingungen: Klaus Dietmayer und seine Mitarbeiter forschen seit ber zehn Jahren zu Fahrerassistenzsystemen unter anderem im gemeinsamen Innovationszentrum mit der Daimler AG driveU. Die Ingenieure bringen zudem mehrere Versuchsfahrzeuge in das Forschungszentrum ein.Wie sich intelligente technische Systeme auf ihre Nutzer einstellen knnen, wird im krzlich verlngerten interdisziplinren Sonderforschungsbereich/TRR 62 Eine Companion-Technologie fr kognitive technische Systeme erforscht, an dem mehrere F3-Mitglieder beteiligt sind. Auerdem ist die Mensch-Maschine-Interaktion ein Schwerpunkt der in Ulm stark kognitions- und technikorientierten Psychologie.
Im Forschungszentrum wird Professorin Anke Huckauf, Leiterin der Abteilung fr Allgemeine Psychologie, von dem zuknftigen Professor respektive von der Professorin fr Human Factors mit dem Schwerpunkt Verkehrspsychologie untersttzt.
Auf Seiten der Informatik tragen Professor Michael Weber, Direktor des Instituts fr Medieninformatik und Experte fr Bedienschnittstellen in Fahrzeugen, und Professor Frank Kargl, Direktor des Instituts fr Verteilte Systeme mit den Schwerpunkten Kommunikation, IT-Sicherheit und Datenschutz im Automobilbereich, zum Schwerpunkt bei. Die Gruppe wird durch Professor Christian Waldschmidt (Institut fr Mikrowellentechnik) komplettiert, der an neuen Radarsensorkonzepten fr Fahrerassistenzsysteme forscht.
In den kommenden Jahren wollen die Wissenschaftler die Fhigkeiten eines menschlichen Fahrers teilweise auf Automobile bertragen. Sie planen, eine robuste 360-Grad-Erfassung der Fahrumgebung zu entwickeln und das Situationsverstehen der Autos zu verbessern. Dazu soll das Fahrzeug auch in eine intelligente Verkehrsinfrastruktur eingebunden werden und aktiv mit benachbarten Fahrzeugen kommunizieren. Weiterhin will die Gruppe zu neuen Kombinationsmethoden von Kameras, Radaren sowie Lasersystemen forschen und letztlich innovative Methoden fr die Regelung hochautomatisierter Fahrfunktionen vorstellen. Aus psychologischer Sicht untersuchen wir, wie Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer hochautomatisierte Fahrfunktionen schtzen und akzeptieren, und was der Umgang mit ihnen bewirkt, erklrt Psychologieprofessorin Anke Huckauf. Weitere Forschungsaktivitten zur Rolle des Fahrers und zu seinen potentiellen Nebenaufgaben (E-Mail lesen, Videos schauen) runden den Fragenkatalog ab.
Die Carl-Zeiss-Stiftung frdert Natur- und Ingenieurwissenschaftliche Forschung an staatlichen Hochschulen in Baden-Wrttemberg, Rheinland-Pfalz und Thringen: Im Programm zur Strkung von Forschungsstrukturen an Universitten untersttzt die Stiftung wissenschaftlich exzellente, interdisziplinr arbeitende Gruppen bei der Behebung struktureller Defizite. Die Frderdauer betrgt vier Jahre. Weiterhin frdert die Stiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs und hat zusammen mit der German Scholars Organization ein Rckkehrerprogramm fr Wissenschaftler ins Leben gerufen, die im Ausland forschen.
Die Carl-Zeiss-Stiftung wurde 1889 von Ernst Abbe gegrndet und nach seinem Geschftspartner Carl Zeiss benannt. Heute ist die Stiftung mit Sitzen in Heidenheim an der Brenz und Jena Alleininhaberin der Carl Zeiss AG Oberkochen und der SCHOTT AG Mainz.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Dietmayer: 0731/50-26302
Prof. Dr. Christian Waldschmidt, Tel.: 0731/50-26356