Psychologie – Kleine Ethiker

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Sind Kleinkinder sture Egoisten, die erst im späteren Leben Moral und Empathie erlernen? Leipziger Forscher haben den Gerechtigkeitssinn von Dreijährigen untersucht. Es zeigt sich: Diebstahl ist nicht akzeptabel.

Patrick Illinger, geboren 1965, studierte Physik in München. Nach einer Promotion über Antimaterie am Europäischen Forschungszentrum Cern bei Genf wandte er sich dem Journalismus zu. Beim Bayerischen Rundfunk absolvierte er ein Hörfunk- und Fernsehvolontariat, wo er unter anderem einen Dokumentarfilm über den Bosnien-Krieg drehte. Daraufhin arbeitete er zwei Jahre als Redakteur für Forschung und Technik beim Magazin Focus. 1997 kam Illinger zur Süddeutschen Zeitung, wo er zunächst für Computer- und Technikthemen verantwortlich war. Nachdem er von 1999 bis 2001 als Chefredakteur von sueddeutsche.de den Online-Auftritt der SZ aufgebaut hatte, übernahm er 2002 die Leitung des Ressorts Wissen der SZ.

Sind Kleinkinder sture Egoisten, so lange, bis sie im späteren Leben Grundprinzipien von Moral und Empathie erlernt haben? Mitnichten, sagt eine neue Studie des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der Uni Manchester.

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In spielerischen Versuchen mit Puppen, die sich gegenseitig Gegenstände wegzunehmen schienen oder sie auf unfaire Weise verteilten, stellte sich heraus, dass bereits dreijährige Kinder einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben. Sie gaben, obgleich es sich um emotionslose Puppen handelte, Gegenstände an den "richtigen" Besitzer zurück und reagierten, wenn im Rollenspiel ein zwischenzeitlich versteckter Gegenstand später dem "falschen" Besitzer zurückgegeben wurde. "Die Kinder setzten sich für das Opfer - die bestohlene Handpuppe - ebenso ein, als wären sie selbst betroffen", berichten die Forscher. "Es scheint, dass sich der Gerechtigkeitssinn im Zusammenhang mit dem einem Opfer entstandenen Schaden bereits in der frühen Kindheit entwickelt", so die Autoren.

Diese Erkenntnisse helfen zu verstehen, wie sich der unter Menschenaffen weniger verbreitete Gerechtigkeitssinn beim Menschen entwickelt hat. Vorschulkinder reagieren nach Ansicht der Forscher feinfühlig, wenn anderen ein Schaden entsteht. "Vor die Wahl gestellt, helfen sie lieber dem Opfer, den Schaden zu beseitigen, als den Übeltäter zu bestrafen", sagt Keith Jensen von der Universität Manchester. Er plädiert dafür, Kinder weniger für ein Fehlverhalten zu bestrafen. Für diese sei die Schadensbehebung als Lösung möglicherweise besser nachvollziehbar.

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